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„Die Tagesschau von vor achtzehn Jahren“ lautet das Motto der letzten und gelungenen Inszenierung dieser Spielzeit im Schauspiel Duisburg, präsentiert vom „Spieltrieb“, der jungen Bühne am Haus. Vor 18 Jahren wurde der „Spieltrieb“ ins Leben gerufen. Junge, interessierte AkteurInnen zwischen 17 und 23 Jahren stehen dabei auf der Bühne, von Profis begleitet. So ist es auch dieses Mal. Es ist ein Ensemblestück mit allen an Bord. Es dreht sich alles um Joy, die die Geburt durchlebt und plötzlich mit der Welt konfrontiert wird. Erst sind es die Gesichter von Mama und Papa, später Oma und Opa. Der erste Geburtstag wird noch gar nicht richtig wahrgenommen. Mit sechs kommen die ersten Mahnungen, dass man für das Leben lernt. Man beobachtet alles viel genauer und hinterfragt. Die Sozialisation schreitet voran. Mit zwölf liegt bereits ein Großteil der Kindheit hinter einem. Alle die vielen Aspekte, die auf einen jungen Menschen einwirken, werden in Stück durch je eine DarstellerIn verkörpert. So ergibt sich ein lebhafter Dialog zwischen Joy und ihren lebendigen Persönlichkeiten. Wie sichtbare Geister treten sie in Erscheinung und sprechen für sie. Joy ist nicht von allen überzeugt, hört aber zu. Es geht um Abschiede vom Stofftier oder vom Hund. Selbst in der Ehe der Eltern kriselt es, mit tragischem Ausgang. Nicht umsonst ist der Tod ein ständiger Begleiter dieser Inszenierung. Er steht für das Kommen und Gehen. Konstante gibt es auch, nicht nur in den Ritualen der Kleinkindzeit. Die Großeltern sind wichtige Bezugspersonen für Joy. Die Tagesschau ist für diese Zeitreise genau der richtige Fokus. Seit 70 Jahren flimmert sie in der ARD über den Bildschirm. Für jedes Jahr, seit 2005, hat man in diesem Stück eine Ereigniszone eingerichtet. Je drei DarstellerInnen reflektieren, was in jedem Jahr an wichtigen Dingen passiert ist. Hunderte sind pro Jahr bei Flugzeugunglücken ums Leben gekommen. Die Kür zum Pilz der Jahres ist ebenso eine Tradition wie Kriege, Konflikte, Flüchtlingsdramen oder Umweltkatastrophen. In der katholischen Kirche ist der Missbrauch bis heute nicht ausgerottet worden. Wer ist alles bereits verstorben? Die Tagesschau ist im Grunde ein einziger, täglicher Horrorfilm, der eigentlich ein FSK 16+ tragen müsste. Zahllose Kriege haben stattgefunden, Rassismus gibt es schon ewig und machtgierige Staatsführer existieren bis in die Antike. So heißt es im Stück zu Recht: „Der Mensch ist dumm, zerstörerisch und langweilig“. Er lernt einfach nicht hinzu. Hätte man das alles schon bei der Geburt gewusst, hätte man den Körper der Mutter vielleicht gar nicht verlassen wollen. Am Ende feiert man den 18. Geburtstag von Joy. Von einer Feier kann allerdings keine Rede sein. Die Kindheit ist endgültig vorbei und die Geister verlassen sie. Der Ernst des Lebens beginnt. Schauspielerisch ist es beim „Spieltrieb“ wie immer gut. Die jungen Leute sind mit Feuereifer dabei, stets lustvoll, motiviert und spielfreudig. Auch bei dieser Inszenierung von Simon Paul Schneider macht es Spaß zuzuschauen. Datum: 31. Mai 2023 www.theater-duisburg.de |
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