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Konzert 'ABBA jetzt!' im Schauspielhaus Bochum
Mit „ABBA Jetzt!“ präsentierte das Schauspielhaus Bochum im Rahmen eines einmaligen Gastspiels die musikalischen Hits einer schwedischen Pop-Band, die die Welt begeistert hat. Drei Herren genügen, um extrem unterhaltsam die bekannten Melodien mal ganz anders darzubieten.

Brauchte es damals Anni-Fried und Agnetha überhaupt? Ja, für die Optik und die markanten Posen auf der Bühne. So viel wurde an diesem Abend klar, denn stimmlich lassen sich die Hits von ABBA auch wunderbar von männlichen Stimmen intonieren. Schick im Frack standen sie auf der Bühne, nicht im typischen 70er-Look. Tilo Nest, Schauspieler am Berliner Ensemble, der TV-Schauspieler Hanno Friedrich und der begnadete Pianist Alexander Paeffgen von der Pop-Akademie Mannheim spielen dieses Programm seit 1998. Noch immer begeistert es die Zuschauer, denn so haben sie die ABBA-Hits noch nicht gehört.

Locker flockig ging es los, nachdem die schwedische Fahne würdevoll auf dem Flügel gehisst wurde. Texte wurden seziert und herrlich pantomimisch dargestellt. „SOS“ ist ein trauriger Hilfeschrei, der auch so dargeboten werden muss. „Take a chance“ kam dagegen als Brunftschrei eines mit Testosteron übermannten Typen daher, mit südamerikanischem Touch. Zwischendurch wurde mal die „Dancing queen“ durch den Fleischwolf gezogen oder „Money, Money“ als Tempoversion gesungen. Richtig gut war ihre jazzige Version von „Knowing me, knowing you“. Dabei erinnert sich Tilo Nest gerne zurück. 1986 begann im Schauspielhaus Bochum mit den „Nibelungen“ seine große Karriere, unter Steckel. In der Stadt gab es zweieinhalb Jazz-Clubs, heute keinen mehr.

Die stilvolle und niemals niveaulose Uminterpretation der Hits ging weiter. „Super Trouper“ ist auch klasse Hip-Hop-Song. Die Reise in fremde Welten führte ebenfalls nach Indien, zu einem Ashram, wo man in jungen Jahren mal Zeit verbrachte, musikalisch verarbeitet in „Honey, honey“. Bald jedoch zerstörte der Erfolg und seine Auswüchse die Band. Auf der Bühne kam das sehr deutlich zum Tragen. Tilo sprengte immer wieder mal die gemeinsamen Auftritte, kennt sich ja hinter der Bühne noch bestens aus. Da das Vergnügungsviertel Bochums sonntags zu hatte, war man ganz Profi und es kam zur Versöhnung. So war das Ständchen für den im Publikum anwesenden Hennes Bender und seine Frau Fritzi zum Hochzeitstag locker drin.

Ein Song-Quiz mit kurzen Song-Fragmenten gab es für das Publikum. Gewinnen konnte man zwei Fischkonserven der schwedischen Firma „ABBA Seafood“, die einst keine Einwände gegen die Benutzung den gleichnamigen Bandnamen hatte. Was sollte aus den vier jungen Leuten schon werden. An Weltstars dachte da noch niemand. Hier lautete natürlich das Motto „The winner takes it all“. Freudenschreie im Publikum über echten, schwedischen Fisch, in Zeiten von steigenden Lebensmittelpreisen.

Gecovert wurden die ABBA-Hits unzählige Male. Duette können da manchmal wild zusammengesetzt sein. Kammersänger Hermann Prey und Bob Dylan haben sich tatsächlich mal an ABBA versucht, klasse dargestellt, wobei Tilo auch stimmlich in der Oper überzeugen würde. Die Songs eignen sich auch als echte Rock'n'Roll-Nummern im Stil von Elvis.

Was kaum einer weiß ist, dass ABBA sich tatsächlich hat überreden lassen, ihr Best-of-Album auf Spanisch einzusingen. Es heißt „ABBA oro“. Der Hit „Mamma Mia“, mit dem typischen Gestus eines spanischen Musikers war ebenfalls ein Höhepunkt. Ein stehend applaudierendes Schauspielhaus kann man natürlich nicht ohne Zugabe verlassen. „Thank you for the music“ war der denkbar beste Song, um abzugehen.

Es war ein richtig klasse Abend, der mit sehr gut arrangierten Hits im neuen Kleid, mit gutem Humor und zwei toll harmonierenden Stimmen überzeugte. Heimlicher Star des Abends war jedoch Pianist Alexander Paeffgen, ein Tastengott, der Genre übergreifend einfach alles in gute Töne umsetzen kann.

Datum: 4. September 2022

www.schauspielhausbochum.de