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Musical 'Tick, Tick...Boom!' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen
In das New York von 1990 ist Schauplatz des sehr gelungenen Musicals „Tick, Tick…Boom!“ im Musiktheater im Revier. Der Stoff von Jonathan Larson ist durchaus nachdenklich und von Carsten Kirchmeier klasse inszeniert.

Es ist die Geschichte von Jon (Luc Steegers), der seinem 30. Geburtstag entgegen bibbert. Was hat er als Musical-Komponist denn bisher erreicht? So gut wie nichts, nur nette Worte. Er folgt seinem Traum weiterhin, während seine Freundin Susan (Inga Krische) als Tänzerin eine Luftveränderung braucht und sein bester Freund Michael (Sebastian Schiller) seinen Traum vom Schauspieler aufgibt und in die gut bezahlte Marktforschung geht. Nun tickt die die Uhr für Jon und es macht tatsächlich Boom.

Das Stück spielt in einer Zeit, in der Bush die USA regiert, Sitzheizung in Auto eine Sensation ist und das einige Bedrohliche Aids ist, ein Todesurteil. So richtig aufregend sind die beginnenden 90er nicht wirklich. Man folgt seinem Traum von der Karriere, von einem Appartement in Manhattan und einem dicken BMW. Statussymbole zählen mehr als der eigene Traum. Genau diese Welten prallen hier aufeinander. Michael ist es, der das Bad im Geld wählt und eigene Überzeugungen und Sehnsüchte aufgibt. Auch Susan möchte vorankommen, allerdings künstlerisch. Jon schwankt zwischen Selbstaufgabe und Hoffnung. Als er von Michael als Gast für ein Brainstorming in das Meinungsforschungsinstitut eingeladen wird, fällt aus seinem Mund genau dieser Begriff. Er hofft auf eine Karriere als Komponist. Wird der Workshop mit seinem neusten Werk „Superbia“ die Gäste überzeugen. Außerdem ist da noch seine Freundin Susan, mit der es mächtig knirscht. Liebe ist neben der Hoffnung ein Begriff, der im Stück eine wichtige Rolle spielt, während bei Michael genau diese Aspekte so langsam verkümmern. Der 30. Geburtstag von Jon ist der Wendepunkt im Leben beider bester Freunde.

Die innere Zerrissenheit wird gut herausgearbeitet, je nach Figur. Jo beschreibt immer wieder die Situation, was dem Verständnis zu Gute kommt. Mit fortlaufender Handlung gewinnen das Nachdenkliche und die Melancholie die Übermacht. Es ist keine heitere Love-Story oder bunte Bühnenparty. Das wird sehr schnell klar. Jon macht aus seinen Selbstzweifeln keinen Hehl. Man sitzt auf der nächtlichen Dachterrasse und blickt verklärt in den Abendhimmel, wartet auf eine Sternschnuppe.

Musikalisch sind neben teilweise typischen Musical-Harmonien auch ungewöhnliche Nummern zu hören, die die innere, zerrissene Stimmung wiedergeben. Höhepunkt ist aber ein originaler Song aus „Superbia“, gesungen von Inga Krische, die hier ihre großartige Stimme so richtig zur Geltung bringen kann. Auch Sebastian Schiller kann, als gelernter Opernsänger aus dem MiR-Ensemble, überzeugen. Ständig auf der Bühne präsent ist Luc Steegers, eine große schauspielerische und gesangliche Leistung. Ein dickes Lob geht auch an die klasse Band unter der Leitung von Wolfgang Wilger.

Die Wandlung vom ursprünglich Ein-Personen-Stück zum ausgewachsenen Musical ist vortrefflich gelungen. Die Dialoge passen, die Musik ebenso und der Stoff ist zeitlos.

Datum: 7. Oktober 2023

www.musiktheater-im-revier.de