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Stadtführung 'Unterwegs mit Fährfrau Marieken' in Emmrich
Ein spannender Einblick in die Geschichte ist eine 90 minütige Stadtführung mit Fährfrau Marieken durch Emmerich, einer Stadt an der niederländischen Grenze, die im Jahre 1233 ihre Stadtrechte erhielt und am 7. Oktober 1944 zu 97% zerstört wurde.

Fährfrau Marieken war Witwe von Caspar Liebeton. Er war Fischer und Fährmann, 13 Jahre älter und starb. So übernahm Marieke von 1797 bis 1815 seinen Job, mit einer damals modernen Gierfähre. Das Ende kam mit ihrem Tod, ein Jahr vor der Einführung der Dampfschifffahrt. Sie hatte acht Kinder und das Blut beider Rheinufer in sich. Den Euro gab es zu ihren Zeiten noch nicht. Damals wurde in Reichstaler, bzw. Stüber entlohnt. Ein Reichstaler, gleich 60 Stüber, ist heute rund 1.000 Euro wert. Das Übersetzen eines Gespanns mit vier Pferden kostete 60 Stüber, ein Mensch alleine einen Stüber, eine Kuh drei Stüber.

Der Rhein, die Lebensader der Region, fließt seit über 200.000 Jahren an Emmerich vorbei. Früher brachte der Strom im Winter Eis und Geröll mit sich, was bekanntlich vorbei ist. Zwei Höhenrücken links und rechts des Rheins, bis zu 82 m hoch, sind dadurch entstanden. Wie lang ist eigentlich der Rhein? Er ist 1320 km statt 1230 km lang. Der peinliche Zahlendreher in vielen Lehrbüchern und Lexikas ist erst 2010 aufgefallen, wurde stillschweigend von Verlagen geändert. Zuvor schrieb jeder vom anderen falsch ab.

Zeitweise war der Rhein eine wichtige Einnahmequelle. Es wurde Holz für die Niederlande aus dem Schwarzwald über den Rhein transportiert, Tausende Tannen und Fichten. 400 Flößer brachten sie auf je 500 m langen Flößen Richtung Nordsee. Jeder Flößer bekam pro Tag 5 l Bier als flüssige Nahrungsergänzung. Lebendfutter war auch an Bord, ein Ochse pro Tag war nötig. Zu Fuß ging es dann für einfache Flößer nach Hause, während der Floßherr nach Hause segelte. Flößer auf dem Heimweg waren gerne gesehene Gäste in Emmerich. Salz war eine Zeit lang ebenfalls eine gute Einkommensquelle.

Die Kirche spielte auch in Emmerich eine wichtige Rolle. Es gibt die Martinikirche mit einer Hochwasserschutzanlage und die katholische Pfarrkirche St. Aldegundis. Hier angrenzend befindet sich die Straße der Fischer. Der Klerus hatte immer den kurzen Weg zu frischem Fisch und war ein guter Kunde. Die Fischerei war sehr wichtig. Lachs (altdeutsch Salm) wurde in Salmkörben mit Stroh und Eis konserviert, Damals fing man 250.000 davon pro Jahr. Um 1950 galt er im Rhein als ausgestorben. Im Jahre 2000 versuchte man eine Wiederansiedlung. Die Niederländer haben alles weggefischt. Kaum ein eingesetzter Jungfisch kam als erwachsenes Tier zurück.

Denkmäler hat Emmerich einige. Christopherus gilt als allererster Fährmann. Er ist türkischen Ursprungs und Schutzheiliger der Reisenden. Das Denkmal des Tagelöhners „Portekieker“ befindet sich am Rheinufer. Ein anderes Denkmal stellt eine Kopfweide dar. Sie lieferte früher das Holz für die Holzschuhe, die im Winter warme und im Sommer kühle Füße garantierten. Ihre Zweige gingen in die Korbflechterei und die Rinde enthält Salizid, eine natürliche Kopfschmerztablette für Ziegen. Als Persönlichkeiten von Emmerich gelten der Künstler Hein Drießen, Hanns-Dieter Hüsch, F1-Pilot Nico Hülkenberg und Fußballer Robin Gosens.

Emmerich ist Teil der noch heute in anderer Form bestehenden Hanse. Es gibt 190 Hansestädte in 16 Ländern.

Datum: 6. April 2023

www.wfg-emmerich.de