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Das Grillo Theater setzt seine erste Spielzeit unter der neuen Intendanz erfolgreich mit dem sehr gelungenen Stück „Rausch“, nach dem Film von Thomas Vinterberg und Tobias Lindholm, fort. Regie führte Armin Petras. Drogen haben eine aufputschende Wirkung, die sich positiv oder negativ auswirken kann. Der Grat ist verdammt schmal und gefährlich. Diesen Spagat wollen vier Lehrer einer Schule sich zu nutze machen. Sie alle sind ausgebrannt. Selbst ihre Schüler beschweren sich über lustlosen Unterricht. Was also tun, denn auch im Privaten läuft es kaum noch? Da kommt ihnen der norwegische Philosoph und Psychiater Finn Skårderud gerade richtig. Er ist der Meinung, dass der Mensch genetisch mit 0,5 Promille im Blut zu wenig geboren wird. Also lassen sie sich im Rahmen einer Geburtstagsfeier inspirieren. Martin (Stefan Diekmann), Nikolaj (Mathias Znidarec), Tommy (Mansur Ajang) und Peter (Torsten Kindermann) machen den Selbstversuch, endlich wieder ein besserer Lehrer sein zu wollen. Der Wille ist da. Ein wenig Alkohol am Morgen und der Schulstoff vermittelt sich fast von alleine, was zunächst auch funktioniert. Die Problematik ist nicht nur unter Lehrern bekannt. Die Monotonie des Jobs stumpft Menschen nach Jahren ab. Man verliert sich, möchte nur noch funktionieren, oft auch in der Ehe. Der Griff zur Flasche wird in so einem Fall immer naheliegender. Krude Mittel der Problemlösung geraten in den Mittelpunkt. Die vier Lehrer stehen hier für die Welt der Erwachsenen. Der Gegensatz sitzt bei ihnen in der Klasse, junge Leute, die noch engagiert sind und Träume haben, auch in Sachen Liebe. Da treffen Welten aufeinander. Armin Petras stellt in diesem Stück bewusst die Theorie von Finn Skarderud, die Lehrer und die Schüler gleichberechtigt in den Mittelpunkt der Szenerie, denn SchülerInnen eines musischen Gymnasiums aus Essen agieren richtig gut und mit einer starken Präsenz auf der Bühne und aus dem Publikum heraus. Sie singen und haben sogar kleine Sprechrollen, eine ausgezeichnete Idee. Die Interaktion der beiden Seiten ist hervorragend gelöst. Besonders sichtbar wird das Miteinander bei der Rolle des Peter. Torsten Kindermann ist eigentlich als musikalischer Leiter am Haus engagiert. Während er hier auch hervorragend als Schauspieler agiert, begleiten Schüler oder Schauspieler Nicolas Matthews das Geschehen zwischendurch live am Klavier. Der Soundtrack ist klasse konzipiert. Die bekannten Töne werden spannend interpretiert. Am Ende darf ein „A Sky full of Stars“ von Coldplay nicht fehlen, als klar wird, dass der Alkohol zum unverzichtbaren Teufelszeug wird. Die Sterne lassen sich auch mit Alkohol nicht pflücken. Eher wandern man in die Hölle. Sehr geschickt hat man Bühne der eigentlichen Bühne vorverlegt, vor den eisernen Vorhang. Ein paar Sitzreihen fallen so weg, aber so fühlt sich das durchaus Drama. Der angedeutete White Cube ist für dieses reich mit Personen ausgestattete Stück ideal, denn die Menschen bilden das Bühnenbild, ganz nah an den Zuschauerreihen. So humorvoll das Thema Alkohol auf der Bühne auch sein kann, so schwierig ist es auch. Der Grat der Albernheit ist schnell überschritten. Hier nicht. Den absoluten Rauschzustand wandelt Armin Petras in einen Farbrausch um. Man verliert sich kurz vor der Pause in einer wilden Party mit farbigen Flüssigkeiten. Der Stoff geleitet niemals in Peinlichkeiten ab und der Rauschzustand erregt beim Publikum Mitleid für die betroffenen Figuren. Besonders Sportlehrer Tommy rutscht zusehends in den Abgrund, verliert den Halt. Man blickt eher betroffen-nachdenklich auf die Bühne als komödiantisch. Auch der Schüler Sebastian (Nicolas Matthews), der unter höllischer Prüfungsangst leidet, schafft es schließlich, mit 0,5 Promille mehr im Blut. Das Stück mahnt dem Teufelszeug Alkohol besser nicht zu verfallen. Das Entrinnen aus dem Strudel der Alkoholabhängigkeit ist ab einem gewissen Punkt kaum mehr möglich, was selbst Anika (Sabine Osthoff), Martin Gattin, schließlich erkennt. Schauspielerisch ist die Inszenierung absolut gelungen. Auch die neuen Ensemblemitglieder scheinen sich schon gut eingefügt zu haben. Hier wächst unter der neuen Intendanz etwas heran, was sehr interessant werden kann. Datum: 29. September 2023 www.theater-essen.de |
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