Das Museum Folkwang zeigt im Rahmen seines neuen Ausstellungsformats Sammlungsgeschichten die Schau „Willi Baumeister im Museum Folkwang“. Die Neuerwerbung des Gemäldes Montaru 2d von 1954 war der freudige Anlass dieser zwei Räume umfassenden Ausstellung. Willi Baumeister (1889–1955) hatte bereits zur Zeit, als die Folkwang-Sammlung sich noch in Hagen befand, Kontakt zum Haus. Man sammelte seine besonderen Arbeiten, die sich in Figur, Form, Farbe und Material so ganz anders präsentierten, als die vieler Zeitgenossen. Baumeister war mit dem Bauhaus assoziiert, jedoch dort nicht lehrend tätig. Trotzdem war er in den 1920er Jahren einer der wenigen deutschen Künstler, die internationale Anerkennung genossen. In der NS-Zeit wurden sich seine Werke als entartet eingestuft, eingezogen, verkauft oder sogar vernichtet. Er schlug sich durch, um 1945 wieder künstlerisch zu starten, ohne zu wissen, ob man seine Arbeiten überhaupt sehen wollte. Man wollte durchaus. In den letzten zehn Jahren seines Lebens schuf er noch zahlreiche Arbeiten. Da seine Arbeiten 1937 auch im Museum Folkwang entfernt wurden, versuchte man sie nach 1945 wieder zurück zu erwerben. Einige hat man seit dem wieder im Bestand. Andere gelten als verschollen, wie z.B. das Werk „Der Handstand“. Einige verlorene Arbeiten hat man im Folkwang als Wandtapete farblich verfremdet reproduziert. Als Grafik sind seine Verbindungen zwischen Mensch und Maschine aus den 1920er Jahren ausgestellt. Sport und Körperertüchtigung spielen nicht nur heute eine wichtige, trendige Rolle, schon damals galten gewisse Körperideale. Weibliche und männliche Sportheroen werden von ihm auf seine ganz eigene Art dargestellt. Der schnelle, technische Fortschritt erforderte eine Anpassung des Menschen an die Maschine. Auch hier erkennt man das Gesellschaftsbild in einer sich wandelnden Zeit. Im Nebenraum sind seine Malereien nach 1945 zu erleben. Willi Baumeister wird abstrakter in seinem Stil. Wesen, die an fliegende Amöben erinnern, erkennt ebenso wie sich auflösende Gestalten, eine heute noch recht moderne Art der Kunst. Er widmete sich außereuropäischen Kulturen und ihren Symbolen, war fasziniert von uralten Höhlenmalereien und arbeitete auch die Natur in Form von Sand mit ein. Typografie weckte sein Interesse. Diese späte und spannende Schaffensperiode unterschied sich sich sehr von seinem Wirken in den 1920ern. Das Museum Folkwang hat ihn quasi für die Öffentlichkeit wiederentdeckt. Seine Arbeiten waren ihrer Zeit immer etwas voraus und sind heute noch durchaus spannend zu erleben. Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt im Rahmen des Sammlungsrundgangs zu erleben. Laufzeit: 23. Februar bis 16. Juni 2024 www.museum-folkwang.de |
Ausstellung 'Willi Baumeister' im Museum Folkwang in Essen, Foto: Jehle nächstes Foto |