Mit dem Tanzabend „Bolero“ interpretiert das Musiktheater im Revier einen Klassiker in den zwei Versionen von Fernando Melo und Sita Ostheimer völlig unterschiedlich. Das Ergebnis ist beeindruckend. „Bolero“ ist ein Thema, an dem sich einige Kreative im Laude der Jahrzehnte künstlerisch abgearbeitet haben, auch tänzerisch. Das Thema ist beliebt und musikalisch sehr reizvoll. Durch ständige Wiederholungen windet es sich zum Höhepunkt, was auch an diesem Abend deutlich wird. Den Anfang macht Fernando Melo mit der Choreografie „Shadow Waltz“. Es beginnt langsam, ein Tisch und Stühle sind die wichtigsten Requisiten. Alles spielt auf einer Drehbühne, die von den Akteuren mittels Stöcken selbst bewegt wird. Wichtige Elemente sind die jeweils 17 kg schweren Türen, die gewisse Einblicke und Sichtfenster ermöglichen. Sie zu bewegen ist für die TänzerInnen schon wahre Schwerstarbeit. Trotzdem gilt es, sich damit und dazwischen elegant zu bewegen. Man spiegelt sich synchron an den Türen, ohne sich zu sehen. Köpfe ziehen sich wie Magneten an und ständig sind neue Perspektiven zu erleben. Die Inszenierung ist außergewöhnlich, körperlich sehr herausfordernd und gut gelungen. Die zweite Choreografie ist von Sita Ostheimer und heißt „Hasard & Boléro“. Sie selbst bezeichnet das Stück als rein strukturell und ohne eine Seele. Für sie ist es ein gradliniges Experiment ohne Kontraste. Eine Erklärung zu ihrer Choreo liefert sie als akustischen Einspieler mit, von ihr persönlich eingesprochen. Dynamisch ist die Tanzsprache, modern und wild, umrahmt von bekannten Bolero-Klängen. Rhythmus bestimmt die Bewegungen, sehr harmonisch zur Musik. Verschiedene Gruppen bilden sich, wobei immer alle auf der Bühne stehen, um hier und da wieder in das Geschehen einzugreifen. Man schreit, klatscht und stampft, Leidenschaft und Ekstase pur, eine Mischung aus klassisch und modern. Alles wirkt wie improvisiert, ist es aber nicht, jedoch körperlich sehr herausfordernd. Die Tanzfreude ist den TänzerInnen absolut anzumerken. Das Experiment, wie auch der gesamte Abend sind gelungen. Datum: 30 März 2024 www.musiktheater-im-revier.de

Tanz 'Bolero' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, Foto: Zoran Varga nächstes Foto