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Mit der Publikation „Der geträumte Norden“ hat der mare Verlag ein Meisterwerk von Buch veröffentlicht. Die uralte Sehnsucht nach dem dem rauen Norden, den lange kein Mitteleuropäer kannte, wird wunderbar beschrieben. Adwin de Kluyver, 1968 geboren, ist Autor und Historiker. 2016 promovierte er u¨ber die Kulturgeschichte der Polreisen und des Heldentums. Er ist also ein echter Experte zu dem Thema und so klingt das Buch auch. Es handelt von abenteuerlichen Reisen, kalten Sehnsüchten, vermeintlichem Gold, erlegten Eisbären, geplünderten Klöstern, nicht vorhandenen Inseln, von sensationssüchtigen Schlagzeilen diverser Zeitungen, waghalsigen Versuchen, den Nordpol zu erreichen oder ganz einfach der Metamorphose einer Schneeflocke, dies sich je nach Temperatur strukturell verändert. Der Norden ist zunächst ein sehr abstrakter Begriff. Wenn selbst die geografischen Gegebenheiten noch unklar sind, kann das alles sein. Der Nordpol erscheint als riesiges Loch. Schon 325 v. Chr. Spricht man von Thule, einen mystischen Ort im Norden, wo es Menschen geben soll, die launisch und jähzornig sind und die das Wesen von Bären haben. Unerwünschte Besucher werden dort aufgefressen. Die nördliche Hemisphäre ist über Jahrtausende voller Phantasien und Geschichten, die entweder frei erfunden oder völlig überhöht wurden. Der Held, der das nördliche Ende gesehen haben will, der hatte natürlich schlechtes Wetter und schreckliche Stürme überlebt. So ließen sich Geschichten in Zeitungen oder Büchern viel besser verkaufen. Fake News ist nicht erst ein Thema unserer Zeit. Polhelden waren in Zeiten ohne Satelliten und ohne moderne Technik die Größten. Ist ihr Versuch um 1900, den Nordpol mit einem Gasballon mit einem Korb darunter und mit einem Motor ausgestattet, zu erreichen, sind mehrfach krachend gescheitert, wurden aber trotzdem in New York öffentlich gefeiert. Vergebliche Versuche gab es unzählige. Manche Abenteurer sah man nie wieder. Andere brachten als Trophäen mit, Gruppen von Inuits, die in der westlichen Welt ausgestellt wurden und elendig an für sie fremden Viren starben. Helden hatten auch ihre menschlichen Schattenseiten und gerne ihren eigenen Ruhm in Sinn. Hitlers Feldzug in Norwegen ist ebenfalls eine traurige Geschichte. Deutsche Soldaten sollten dort den Nachwuchs für sein Reich zeugen. Die Norweger galten als reines und wenig vermischtes Volk. Der Norden weckt noch heute viele Fantasien, besonders bei Wohnmobiltouristen, die gerne hinauf zum Nordkap fahren, um sich einen Traum zu erfüllen, auch wenn der wahre, nördlichste Punkt Europas ein paar Kilometer weiter entfernt liegt. Das Buch macht süchtig, Kapitel für Kapitel, ist klasse verfasst, toll recherchiert und schön aus dem Niederländischen übersetzt. Es erscheint am 9. September 2025. „Der geträumte Norden“, Bärbel Jänicke, Adwin de Kluyver, mare Verlag, 320 Seiten, zahlreiche Karten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, ISBN 978-3-86648-717-8 Datum: 26. August 2025 www.mare.de |
Cover, Foto: mare Verlag![]() |