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Ausstellung 'Tony Cragg. Please touch!' im Kunstpalast in Düsseldorf
Der Kunstpalast in Düsseldorf geht mit der Ausstellung „Tony Cragg. Please touch!“ ganz neue Wege. Die Skulpturen des Künstlers dürfen tatsächlich ohne Handschuhe angefasst und mit allen Sinnen erlebt werden. Am Ende entdeckt man das Werk Tony Craggs wesentlich vielschichtiger und bewusster.

Es ist eine echte Premiere. Tony Cragg und der Kunstpalast wagen ein Experiment, dass in Craggs Augen besser keines werden soll. Die Besucher können mit ihren bloßen Händen die Oberflächen befassen, ihre Struktur, Temperatur oder die Formen spüren. Er hofft, dass die menschlichen Spuren sich in Grenzen halten. Die Arbeiten werden sowieso jeden Tag gereinigt und vom Künstler später ggf. aufgearbeitet. Alle sind gespannt, wie sich dieses Experiment entwickelt.

Egal wie man zu Tony Cragg und seinem Begriff von Kunst steht, es ist eine überraschend spannende Ausstellung, die man ganz anders erlebt, als jede andere zuvor. Steht man vor einer der recht großen Arbeiten, so umkreist man sie zunächst mit den Augen. Zur visuellen Betrachtung stellt sich zugleich die Frage der haptischen Empfindung. Schließlich darf man ja anfassen, was man sich langsam traut. So wird die Auseinandersetzung mit der Skulptur eine besonders intensive. Statt zwanzig Sekunden lang ihre Form visuell zu erfassen, beschäftigt man sich mit allen Details, also Rundungen, Ecken, Holzmaserungen, Steineinschlüssen oder den Durchblicken, die man sonst bei mindestens einem Meter Abstand niemals entdecken würde. So eine Arbeit ist zwar massiv, aber die inneren Strukturen entdeckt man nur in dieser Ausstellung. Man spürt, was der Künstler sich hier und da bei der Formgebung gedacht haben könnte. Versteckte Durchblicke und Perspektiven öffnen manche Skulptur. Unter einer bronzenen Welle aus Menschen lässt es sich sogar hindurch tauchen. Die Details sollte man genau und aus der Nähe studieren. Die großen Arbeiten sind oft filigran gearbeitet, trotz schwerer Bronze. Sind die sich zum Himmel streckenden Hände hilfesuchende oder winkende? Die Auseinandersetzung wird so wesentlich intensiver.

Ein wichtiger Aspekt ist die Wahl des Materials. Egal ob Bronze, Stein, Fiberglas, Glas, Stahl oder Schichtholz, alles wirkt irgendwie anders, glatter oder rauer, wärmer oder kälter. Man sollte diese Möglichkeit intensiv nutzen. Sie kommt so schnell nicht mehr wieder, denn es sind alles Werke aus dem Besitz des Künstlers. Leihgaben aus Museen oder Privatsammlungen anzufragen war nahezu unmöglich. Kein Leihgeber hätte dieses Konzept unterstützt.

Die äußerst ungewöhnliche Schau ist erstaunlich kommunikativ. Sich ansonsten fremde BesucherInnen haben hier erfahrungsgemäß das Bedürfnis, die neuen Erfahrungen mit dem Nebenpart zu teilen. So kommt man extrem leicht ins Gespräch und vertieft es gerne zu diversen Details, auf die man sich gegenseitig freundlich hinweist. Die soziale Komponente ist sehr stark ausgeprägt. Natürlich ist diese Ausstellung ein Muss für alle, die an Kunst interessiert und sehbehindert sind. Für Kinder wird Kunst auch erstmals richtig haptisch erfahrbar. Ob Warteschlangen vor einzelnen Skulpturen zu erwarten sind, das wird die Praxis zeigen. Es ist ein spannendes Experiment für alle.

Am Ende der Ausstellung befindet sich das nachgestellte Atelier von Tony Cragg mit allen wichtigen Utensilien. Viele seiner Inspirationen lassen sich dort herleiten. Hier darf nicht angefasst werden, ganz wie sonst im Museumsbetrieb.

Statt eines Katalogs hat Tony Cragg zusammen mit einer Firma aus Köln eigene Gesichtsmasken aus Hanf entworfen, die für 12,- Euro erworben werden können.

Laufzeit: 22. Februar bis 26. Mai 2024

www.kunstpalast.de

Ausstellung 'Tony Cragg. Please touch!' im Kunstpalast in Düsseldorf, Foto: Jehle

Ausstellung 'Tony Cragg. Please touch!' im Kunstpalast in Düsseldorf

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