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Schauspiel 'Fausto' im Aalto Thetaer Essen
Das Aalto Theater präsentiert die deutsche Erstaufführung der Oper „Fausto“ von Louise Bertin. Knapp 200 Jahre nach der ersten Vorstellung 1831 erlebt Bertins Werk nun eine Wiederentdeckung. Die sehr gelungene Inszenierung wurde von Tatjana Gürbaca kreiert.

Der in einem französischen Archiv wiederentdeckte Stoff nach Johann Wolfgang von Goethes gleichnamiger Tragödie ist ein Glücksfall für die Opernbühnen. Komponistin Louise Bertin stammte aus gutem Hause mit vielen Verbindungen in die Kultur der französischen Hauptstadt. Da sie im Rollstuhl saß, verbrachte sie viel Zeit zuhause. Sie bekam u. a. Gesangsunterricht und lernte Komposition. Mit 21 Jahren wurde ihre erste Oper in Paris uraufgeführt. Insgesamt wurden es vier Opern, darunter „Fausto“, welche 1831 dreimal in Paris auf der Bühne zu sehen war. Die Premiere in Essen ist folglich erst die vierte Aufführung überhaupt. Man trug die handschriftliche Partitur und andere Aufzeichnungen zusammen und formte daraus die zu sehende Fassung.

Zu Goethes Faust gibt es ein paar kleine inhaltliche Unterschiede. Fausto (Mirko Roschkowski) und Margarita lernen sich viel früher kennen. Der Teufel wird bei ihr von Fauto liebestrunken aktiv gerufen, ohne zu wissen, dass er sich damit selbst den Abgrund hinunter stürzt. Ansonsten ähnelt der Stoff doch sehr dem von Goethe. Zeitlich ist der Abend in den 1950er und 1960ern verortet. Es gab noch keine Antibabypille, aber Frauen begannen sich bereits zu emanzipieren.

Schon die Partitur ist beeindruckend. Der musikalische Leiter der Essener Philharmoniker, Andreas Spering, hat wirklich Großes geschaffen. Louise Bertin hatte ein echtes Händchen, eine eigene Handschrift mit Einflüssen von Mozart, Rossini oder Weber zu kreieren. Blechbläser dominieren, Streicher aber auch hier und da solo ein Cembalo. Man sollte jeden Moment dieser Partitur genießen, so außergewöhnlich und facettenreich klingt sie, ein großer Musikgenuss. Das Ende ist ein dicker Paukenschlag, den das Publikum bis zum letzten Ton abwartet, um erst dann zu applaudieren.

Szenisch kann die Aufführung absolut überzeugen. Beide Bühnenbilder, vor und nach der Pause sind ansprechend. Wird es surreal, dominiert das hippe Barbie-Pink. Das Licht ist ebenfalls gut gelungen. Es ist eine gefühlte Beziehung zwischen Chefarzt und Krankenschwester sowie einem Juristen als Mefistofele (Andrei Nicoara). Der Chor agiert ziemlich agil und verändert seine Rolle. Vom Beobachter wird er zum Richter über Fausto. Dabei nutzt man insbesondere nach der Pause die große Tiefe der Bühne, auf der hinten graue Schatten von Figuren laufen oder stehen. Die Hinleitung zum finalen Drama ist sehr geschickt eingefädelt.

Bei der Premiere gab es die Besonderheit, dass Jessica Muirhead als Margarita ausfiel. Sie wurde szenisch durch die Regisseurin Tatjana Gürbaca gelungen ersetzt, die alles gab. Am Rand der Bühne sang die Sopranistin Netta Or, als kurzfristige Einspringerin. Man gewöhnte sich daran. Die Premiere musste so nicht abgesagt werden.

Datum: 27. Januar 2024

www.theater-essen.de

Szenenfoto, Foto: Forster

Oper 'Fausto' im Aalto Theater

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