Die Deutsche Oper am Rhein präsentiert mit der sehr schön dargebotenen Operette „Märchen im Grand-Hotel“ ein Werk von Paul Abraham, einem damaligen Operettenkönig aus Berlin, der in den 1930er Jahren von den Nazis vergessen gemacht wurde. Regie führte Michaela Dicu. Paul Abraham hatte ein Händchen für erfolgreiche Operetten. Zusammen mit Alfred Grünwald und Dr. Fritz Löhner-Beda prägte er zwischen 1930 und 1933 Berlins Operettenwelt. 80% der Werke stammten von ihm. 1933 ging er als Jude ins Wiener Exil. Dort wurde 1934 das „Märchen im Grand-Hotel“ im Theater an der Wien uraufgeführt, 68 mal gespielt und ebenso als musikalisch entartet quasi verboten. Abraham wanderte nach New York aus, kehrte noch einmal kurz nach Hamburg zurück, um dort wenig später zu sterben. Seinen Berliner Erfolg konnte er nirgends mehr wiederholen. Es war die typische Vita eines jüdischen Stars in Deutschland, der unter dem Nazi-Regime in Vergessenheit geriet. Wie der Titel es bereits besagt, diese Operette spielt in einem Hotel, in Cannes. Hier gibt es viele Geschichten zu erzählen. Die spanische Infantin Isabella (Sylvia Hamvasi) residiert dort mit ihrem kleinen Hofstaat und wartet auf ihre Regentschaft. Auch Marylou, Tochter eines kriselnden Filmproduzenten aus Hollywood, träumt von der großen Zukunft. Sie möchte die Firma ihres Vaters retten, einen Welterfolg drehen und Firmenchefin werden. Marylou (Valerie Eickhoff) sammelt alles an Informationen, recherchiert inkognito und möchte die Infantin und Anhang überzeugen, selbst als Figuren aufzutreten. So einfach ist das alles nicht, zumal da noch ein tollpatschiger Zimmerkellner der Infantin nachstellt. Natürlich muss sich alles um die Liebe drehen und ein Film-Happy End wird selbstverständlich erwartet. So wird das Grandhotel zur Bühne von diversen Liebesanbandlungen, geschäftlichen Interessen und schließlich zur Filmkulisse für Hollywood, Stoff genug für eine sehr unterhaltsame Operette. Extrem aufwändig ist das Bühnenbild (Rifail Ajdarpasic), eine Drehbühne mit drei Szenenbildern, ergänzt durch diverse Kulissen aus dem Bühnenturm. Da wird es optisch nie eintönig, wie auch bei den Kostümen von Ariane Isabell Unfried. Von rosaroten Märchenreich der Infantin bis hin zum eher düsteren Part ist jede Menge buntes Treiben zu erleben. Zwar ist die Person der Infantin ein deutlicher Bezug zu Paul Abrahams eigenem Schicksal im Exil, doch fehlt dem Stoff zu keiner Zeit die Leichtigkeit. Der Witz und die Szenenkomik kommen regelmäßig nicht zu kurz. Zwar ist die Tiefe der Lieder inhaltlich überschaubar, aber das Thema sollte ja auch locker-flockig unterhalten, ob in der Badewanne, in Jonnys Bar, am Pool oder abschließend am Filmset. Das ist wirklich gut gelungen. Es wird gesungen und getanzt, schön begleitet von den Duisburger Philharmonikern, unter der Leitung von Stefan Klingele. Alles passt gesanglich sehr gut und die acht Tänzerinnen bringen Schwung und Dynamik in die Inszenierung. Man steppt zu damals typischen Klängen aus Übersee. Jazz, Tango, Foxtrott, aber auch Walzer stehen auf dem musikalischen Programm. Der amerikanische Einfluss ist unverkennbar. Das pulsierende Berlin, welches Abraham so liebte, spielt hier noch mit. „It's not the end of the world“ prangt groß über einem Szenenbild, auch ein biografisches Anspiel auf Paul Abraham. Es wird gelebt und geliebt und doch werden leichte Schatten sichtbar eingeflochten. Datum: 8. Mai 2024 www.operamrhein.de |
Operette 'Märchen im Grand-Hotel' in der Deutschen Oper am Rhein in Duisburg, Foto: Jochen Quast nächstes Foto |