Einen großen Premierenabend erlebte die Deutsche Oper am Rhein im Theater Duisburg mit der Inszenierung der Oper „Jenufa“ von Leoš Janácek. Regie führte Tatjana Gürbaca. „Jenufa“ ist ein Stoff, der uns vor Saugen hält, dass das gesellschaftliche Leben einst anders aussah. Tabubrüche wurden zu einem öffentlichen Makel, wie z.B. die Jungfräulichkeit in der Ehe, traditionelle Hierarchien und das nicht konforme Privatleben auf dem Dorf. Schnell wurde geredet und verbannt. Auch Jenufa ist unbequem, wird vom Falschen schwanger, mitten in einem mährischen Dorf. Die Kleingeistigkeit nimmt ihren Lauf. Der Machtmissbrauch der Küsterin führt zu einem Kindsmord, um die Schande für Jesufa abzuwenden. Was ist moralisch vertretbar? Darf man eine gesellschaftliche Strafe durch Kindsmord versuchen zu vermeiden? Szenisch ist die Aufführung entgegen der Theaterversion textlich kaum verändert, eine ländliche Geschichte mit schönen, folkloristischen Kostümen, die bildlich vorwiegend durch den Chor transportiert werden. Der Chor ist es auch, der die angedeutet folkloristischen Klänge darbietet. Der Autor selbst stellte Sprachforschungen im Alltag an, sammelte Volkslieder. Das Tschechisch klingt angenehm weich. Teilweise sieht man eine sehr volle Bühne. Wichtige Szenen sind deutlich erkennbar. So wird die Hochzeit zur Beerdigung des Kindes, zur Beichte der Küsterin und zur entscheidenden Fragestellung. Charaktere und ihre Verhältnisse zueinander werden passend herausgearbeitet. Standesunterschiede an Kostümen gut erkennbar, man schält Kartoffeln und legt das Kind in eine ärmliche Wanne. „Herrgott“ ist ein stets wiederkehrender Begriff. Alle leben ihre Rollen leidenschaftlich und hochemotional aus, die Küsterin (Rosie Aldridge) und Jenufa (Jacquelyn Wagner) ganz besonders gut. Stimmlich die diese Inszenierung ein großer Genuss mit fantastischen Stimmen, besonders die großen Monologe der Küsterin, die einzige Nichtrollenpremiere. Die SängerInnen harmonieren wunderbar mit den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Axel Kober. Ein dickes Lob geht an das klasse Bühnenbild von Henrik Ahr. Die Bühne ist ein architektonisch modern geprägter Raum aus Holz, der einer skandinavischen Kirche ähnelnd. Die Treppe führt nach oben, ins Unendliche, ein „Stairway to heaven“, ein zeitlos schöner Bühnenraum mit Ebenen der Darstellung. Das Licht von hinten oben wirkt gottähnlich. Die im Stoff vorkommende Mühle ist übrigens nie zu sehen. Datum: 14. April 2024 (Premiere) www.operamrhein.de |
Oper 'Jenufa' der Deutschen Oper am Rhein im Theater Duisburg, Foto: Barbara Aumüller nächstes Foto |