Das Schauspiel Duisburg hatte zur Leseperformance „TXT@night: your body like a landscape“ geladen. Im Opernfoyer 3 beleuchteten Marlene Hildebrand und Camila Scholtbach Sánchez Themen wie das Alltagsgrau, die Sehnsucht nach Veränderung sowie den menschlichen Körper als Landschaft. Die beiden Performerinnen hatten sich gesellschaftlich umgeschaut und Themen gesucht, die jeden von uns irgendwie ansprechen. Zunächst führten sie uns in einen gewöhnlichen Alltag. Der Weg zur Arbeit führt über graue Straßen oft in graue Arbeitsverhältnisse, eine gewisse Unterdrückung inklusive. Man hört Stadtgeräusche und bewegt sich dabei live, mit dem Blick nach unten, sowie im Videoeinspieler durch urbane Landschaften, die wahrlich keinen Glanz versprühen. Dabei legt man sich einen Panzer an, eine Art Selbstschutz aus Stoff, gerne auch in Grautönen und aus wasserabweisenden Kunstfasern. Es lässt sich dabei allerdings nicht vermeiden, dass das Grau wie Staub in die Seele zieht und die eigene Stimmung nicht sehr positiv beeinflusst, eine Art Trostlosigkeit verursacht, die in Gegensatz zum versprochenen Glitzerkonsum der Schaufenster steht. Das Ich wird zur undefinierbaren Masse. So entsteht eine Sehnsucht, die eigenen Zustände aufzubrechen. Man legt die graue Alltagsschalen ab, möchte ausbrechen. Widerstand wird innerlich geweckt. Man möchte seine sozialisierte Haut, den Panzer abwerfen. Verletzlichkeit nimmt man dabei in Kauf, während man seinen Körper in seinen einzelnen Bereichen wieder wahrnimmt, das eigene Ich wiederentdeckt. „Selbst in Wüsten können junge Ideen wachsen“, ein wunderschön formulierter Satz aus der Performance, den man sich durchaus für den grauen Alltag merken kann. Die Reise durch den Körper, durch die Schluchten und Berge wird begleitet durch die Sonnenstrahlen des Frühlings auf der Haut. Man hört dabei Vogelgezwitscher, Erinnerungen an Pusteblumen kommen in den Sinn. Den letzten Teil bildet ein Film mehrerer Performer, die sich nach Griechenland begeben, alle Panzer abwerfen und sich in einer ziemlich archaischen Gegend in ihrem nackten Ursprungszustand zwischen Steinen, Höhlen, Gehölzen und dem Meer bewegen, über und unter Wasser. Der Abend war ein gelungenes Experiment mit nachfühlbaren Gedanken und gut formulierten Texten, begleitet durch eine durchaus erkennbare Körpersprache. Irgendwo erkannte sich jeder wieder. Die gelieferten Denkanstöße kann jeder auf seine Weise verarbeiten. Die interessante Reihe wird am 16. Mai an gleicher Stelle fortgesetzt. Datum: 11. April 2024 www.theater-duisburg.de |
Leseperformance 'TXT@night: your body like a landscape' im Schauspiel Duisburg, Foto: Jehle nächstes Foto |