Eine fantastische und berührende Deutschlandpremiere des Films „Sturm am Manaslu“ erlebte das vollbesetzte, historische Astra Theater in Essen. Der Film von Bergsteigerlegende Reinhold Messner ist ein außergewöhnliches Werk, welches Erlebtes von vor 50 Jahren beeindruckend auf die Leinwand bringt und Fragen stellt. Eingeladen hatte die Brost-Stiftung. Es war eine Tiroler Expedition, die im April 1972 nach Nepal aufbrach, um den über 8.100 m hohen Manalu zu bezwingen. Neun Bergsteiger mit, nach heutigen Maßstäben einfacher Ausrüstung, sammelten zuhause etwas Geld und brachen gemeinsam auf. Mit dabei war der Reinhold Messner. Es war der zweite Achttausender Messners. Beim ersten verlor er seinen Bruder und sieben Zehen. Trotzdem zog es ihn erneut in die großen Berge. Auch der zweite Riese kostete Opfer, insgesamt zwei. Die daraus resultierende Frage lautet heute, wie viel Verantwortung ein Extrembergsteiger gegenüber seinen Angehörigen zu bedenken hat, wenn er oder sie gewagte Routen in Angriff nimmt. Darf man als Vater eines kleinen Kindes jedes Risiko eingehen? Die Natur der Berge war und ist immer stärker als der Mensch, der meint unverwundbar zu sein. Selbst die heutige Technik kann Unglücke nicht verhindern. Das Bergwetter ist unberechenbar. Die Frage nach der Verantwortung stellt der Film sehr deutlich. Messner hat seine noch lebenden Kameraden von damals in sein Schloss Juval eingeladen. Gemeinsam reflektierten sie die Geschehnisse des Aufstiegs. Die Kamera lief einfach mit, im Keller, im Speisesaal oder draußen mit einer wunderbarer Aussicht, inklusive seinem überraschenden Heiratsantrag an seine heutige Frau. Die Gespräche wurden nicht geschnitten, einfach laufen gelassen. So wirkten die Beschreibungen und Erinnerungen sehr authentisch. Hätte man aus heutiger Sicht seine Frau und das kleine Kind auch alleine gelassen, um das Abenteuer zu suchen? Man war jung und naiv. Der Extrembergsport hat sich gewandelt, aber noch immer lassen junge Wilde ihr Leben in den Bergen, hinterlassen Frau und kleine Kinder. Manche Szenen sind wirklich berührend dokumentiert. Am Ende geht es um den eigenen Tod, alles in ganz leichten Gedanken humorvoll verpackt. Nur wer weiß, dass Geburt und Tod zusammenhängen, der weiß sein Leben intensiv und bewusst zu schätzen. Bergsteiger wie Messner wissen das genau. Rund 13 mal brach er eine Expedition ab. Es war ihm zu gefährlich. Auch am Manalu, dessen Gipfel er als einziger der Gruppe erreichte, war es beim Abstieg knapp. Das Wetter schlug um und zwei größere Lawinen gingen ab. Die Geschichte ist dramatisch. Die ersten Tage boten gutes Wetter. Messner war einer der ersten, die die Vorbereitungen für anderen erkundeten und absteckten. Es gab vier Basislager, alles einfache Zelte. Thermokleidung gab es keine. Für das Wetter hatte man noch ein schweres Kofferradio mit Kurzwelle im Gepäck. Der Funk am Berg wurde zum Glück aufgezeichnet. Außerdem waren für den Film Fotos als Grundlage vorhanden. Die vorhandenen Fotos wurden dynamisch abgefilmt und mit den eindrucksvollen Funknachrichten ergänzt. Manche Bergpanoramen und wichtige Orte wurden in der Gegenwart u. a. per Drohnen ergänzt, wie auch wichtige, dramatische Aspekte, die von Schauspielern klasse nachgestellt wurden. Der Überlebenskampf in einem Zelt unter einer Lawine oder die Suchaktion nach einem vermissten Kameraden im Schneesturm wurde damals sicher nicht dokumentiert. So hat Messner eine Art Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm produziert. Auf diese Art und Weise wird das Drama am Berg so für alle klasse erlebbar. Der Soundtrack besteht überwiegend aus traditionellen Klängen aus der Region Nepal. Sehr bemerkenswert waren im Vorgang auf der Kinobühne die brillant formulierte Einleitungsrede vom Vorstandsvorsitzenden der Brost-Stiftung, Prof. Bodo Hombach, sowie der Talk mit Reinhold Messner und seiner jungen Frau Diane, die froh ist, dass ihr Reinhold heute nicht mehr die ganz großen Gipfel in Angriff nimmt. Bis zu 4.500 m dürfen es aber doch noch sein, mit fast 80. Mancher Senior kann sich von seinem klugen Geist und seiner guten Fitness gut und gerne eine Scheibe abschneiden. Zu sehen gibt es den Film an weiteren Abenden: 21.2. (Filmstudio Glückauf, Essen), 26.2. (Schauburg, Dortmund), 3.3. (Metropolis, Bochum), 13.3. (Schauburg, Gelsenkirchen) und 26.3. (Filmforum, Duisburg). Datum: 13. Februar 2024 broststiftung.ruhr |
Deutschlandpremiere des Films 'Sturm am Manaslu' mit Reinhold Messner in Essen, Foto: Brost-Stiftung nächstes Foto |