Mit der sehr schönen Ausstellung „Ferne Länder, ferne Zeiten – Sehnsuchtsfläche Plakat“ entführt das Museum Folkwang mit rund 300 wunderschön illustrierten Plakaten von ca. 1900 bis in die 1960er Jahre in die gute, alte Zeit, nach der wir uns in schwierigen Zeiten gerade so sehnen. Reisen war und ist sehr beleibt. Bereits vorherige Generationen wollten die Welt sehen, zumindest wenn sie das nötige Kleingeld dafür hatten. Diese Reisen waren wirklich nur etwas für die Oberschicht, die sich die damals aufkommenden Schnellzüge und Luxushotels leisten konnte. Nach den Zweiten Weltkrieg kamen die ersten Flüge auf, in die USA, nach Ägypten oder andere Fernziele, sogar nach Palästina flog man in den Urlaub. Auch hier waren es zunächst wohlhabende Touristen, die sich die Flugreise leisten konnten. Die Plakate sind ein Sinnbild einer noch entschleunigten, analogen Zeit, die zwar auch einen gewissen Wandel des Reisetourismus beinhaltete, aber längst nicht so sehr eine Gesellschaft verunsicherte, wie aktuell uns. Der Wandel wurde mit mehr Komfort und positiven Folgen betrachtet. Luxuszüge und Wellness in schönen Alpenorten waren angenehme Dinge. Man spielte Tennis, ruderte, ritt zu Pferde, fuhr Ski und Schlitten oder raste rasant im Motorboot über den idyllischen See, umgeben von Bergen. Man verband Wellness, Genuss und Sport. Die illustrierten Abbildungen zeigen idealisiert eine Ferienwelt in schönen, von Sonne überfluteten Landschaften, mit gut gekleideten Menschen. Unterschieden wird zwischen Sommer- und Winterreisezielen. Wer sich diese Form des Reisens nicht leisten konnte, für den gab es Photochrome, also frühe Fotografien, die das kostenlose Kopfkino aktivierten. Sie wurden zu Postkarten. Die Menschen saßen auch vor dem Kaiserpanorama, eine Art Guckkasten mit Fotos von fernen Zielen, alles sehr exotisch. Dabei wurden natürlich auch die Klischees bedient. Man sieht irgendwelche Urvölker in Asien oder Afrika, also die sogenannten „Wilden“. Die Völkerschauen bei Hagenbeck grüßen gedanklich. Damals hat man sich um solche Themen noch keine Gedanken gemacht. Gereist wurde ebenfalls im eigenen Land. Bayern war beliebt, der Skitourismus insbesondere. Man reiste in den Harz, nach Hamburg und sogar nach Cottbus. Auch Duisburg war ein Plakatthema, das „Tor zum Niederrhein“, mit dem Stadttheater am Rheinufer und der schwarzen Industriesilhouette im Hintergrund. Spannend ist die Entwicklung des Fliegens an 1946. Die Plakate der Fluggesellschaften waren künstlerisch ebenfalls noch wertvoll. Man beauftragte offenbar noch Künstler, die die Symbolik der einzelnen Reiseziele auf ihre Art darstellten, zum Teil, stark abstrahiert. Dabei vergisst man nicht die Frage, ob da Fliegen heutzutage noch angemessen und einzudämmen ist. Der Mensch ist einfach ein zu neugieriges Wesen, das seinen Erdball entdecken und für sich erobern möchte. Das war immer so. In dieser Frage wird sich wenig ändern. Ganz zum Schluss geht es noch in den Weltraum. Frühe Ideen von bemanntem Weltraumtourismus hat man mittels futuristischer Plakate verucht zu illustrieren. Zu empfehlen sich noch die Formierungen von Felicitas Hoppe, die sich zu den gezeigten Plakaten interessante Gedanken gemacht hat. Zur Ausstellung ist ein ebenso schöner Katalog in der Edition Folkwang/Steidl erschienen. Er ist im Museumshop erhältlich. Laufzeit: 15. März bis 7. Juli 2024 www.museum-folkwang.de |
Ausstellung 'Ferne Länder, ferne Zeiten – Sehnsuchtsfläche Plakat' im Museum Folkwang, Foto: Jehle nächstes Foto |