Im Rahmen der „Duisburger Akzente“ 2024 zeigt das Schauspiel Duisburg ein genial inszeniertes Gastspiel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz aus Berlin. Sistas! von Golda Barton, nach Anton Tschechows „Drei Schwestern", begeisterte das Publikum. Entstanden ist das Stück in der freien Szene, mit ganz viel Herzblut der SchauspielerInnen Pia Amofa-Antwi, Diana Marie Müller, Amanda Babaei Vieira und den beiden Co-Regisseurinnen Katharina Stoll und Isabelle Redfern. Letztere steht auch mit auf der Bühne, als die älteste Schwester und Sängerin. Mit dabei ist ebenso MING, die zunächst als stumme Pianistin mit asiatischen Wurzeln agiert, um später im Stück auch die Klischees gegenüber Asiatinnen kund zu tun. Frauen gelten allgemein als sanfte Sexarbeiterinnen, Männer sind wahre Maschinen am Klavier. Es ist ein Stück über den alltäglichen Rassismus, der aber der auch von Ausländern gegen andere Ausländer verübt wird. Das Schwarzsein steht im Mittelpunkt. Der Rahmen ist Ivys einundzwanzigster Geburtstag. Der Vater Andrew wurde von Schwester Masha aus den USA eingeflogen wurde. Damals, im besetzten Berlin, heiratete er eine deutsche Frau und bekam drei Mädchen. Dann folgte die Scheidung und er ging zurück in die USA. Seine Töchter besuchte er viele Jahre nicht. Wo hätten sie besser aufwachsen können, in Deutschland oder in den USA? Über dem großen Teich wäre die schwarze Community stärker gewesen. Hier in Deutschland suchen Schwarze noch immer nach Identität, obwohl sie hier geboren wurden und einen deutschen Pass besitzen. Die Dialoge sind brillant verfasst, voller Tiefgründigkeit, aber auch immer wieder gerne mit exzellentem Humor, ohne letztendlich als Komödie zu wirken. Haben schwarze SchauspielerInnen überhaupt eine Chance an deutschen Bühnen? Darf eine weiße Schauspielerin eine Schwarze darstellen? Kinder mit weißen Männern sind bestimmt sooo süß. Sie sprechen Wahrheiten, Sehnsüchte und Hoffnungen aus. Sollen sie selbst ihre Hautfarbe überhaupt selbst thematisieren? Die Auseinandersetzung damit soll kein erdrückendes Lebensthema werden. Die Hautfarbe ist sowieso eine Frage der Wahrnehmung. Wäre der Mond der Mond, wenn er von einer ausgestorbenen Menschheit gar nicht gesehen würde? Er leuchtet als Discokugel unter der Theaterdecke und erlischt plötzlich. Eine gute Idee sind ebenso die projizierten historischen Fotos von Schwarzen im deutschen Alltag, eine Erinnerung an die Zeit, als der Vater noch in Berlin stationiert war. Als schwarzes Kind fiel man auf. Vermutlich müssen die Menschen tatsächlich erst aussterben, um das Thema Schwarz oder Weiß zum Schweigen bringen. Dieses brillante Stück bringt das Anderssein der Völker und der Hautfarben genial auf die Bühne, schauspielerisch, sprachlich und sehr humorvoll. Datum: 13. März 2024 www.theater-duisburg.de |
Schauspiel 'Sistas!' als Gastspiel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz aus Berlin am Schauspiel Duisburg, Foto: Greta Markurt nächstes Foto |