Mit der Komödie „Der Tatortreiniger“, nach der NDR TV-Serie von Mizzy Meyer, beschließt das Theater im Rathaus in Essen die sehr gelungene Spielzeit. Die klasse Inszenierung überzeugt mit einem sehr guten, subtilen Humor sowie harten Tatsachen hinter deutschen Mauern. Insgesamt drei Episoden hat Regisseur Michael Schäfer auf die Theaterbühne gebracht. Immer ist dabei der Tatortreiniger Shotty (Jan Schuba) als Person im Mittelpunkt. Etwas naiv stoplert er in Situationen hinein, die für ihn neu sind. Tote gibt es eben überall und das Blut muss weg. Diesen Job möchte fast niemand machen. Entsprechende Fragen zu seinem Job kennt er schon. Auf fremde Menschen trifft er häufig, mit Anzug, vegan oder stramm rechtsradikal. Er kann sie sich nicht aussuchen, macht eigentlich nur seinen Job und kann sich dabei nur schlecht verstellen. Am Ende ist jedoch immer er derjenige, der den Kopf oben trägt, egal was ihm da alles begegnet. Shotty ist ehrlich, kritisch, nicht dumm, auf seine Art mal mehr oder weniger geschickt mit Formulierungen, aber schlagfertig und listig. Es sind Alltagssituationen, die wir nur kaum mitbekommen, weil sie hinter ganz normalen Häuserwänden passieren, ohne dass wir es ahnen. Es ist ein ganz besonderer Job. Im ersten Fall trifft er auf die Veganerin Kim (Laura Vorgang), die im Rollstuhl sitzt und sich gerade von ihrem Freund getrennt hat. Der aß heimlich Fleisch im Steakhaus. Es entwickelt sich ein klasse Dialog mit Shotty, der dem Fleisch durchaus angetan ist und auch dabei bleibt. Warum essen wir Tiere oder warum nicht? Was gibt es für Gründe, auf tierische Produkte zu verzichten? Sie macht da keine Kompromisse. Fleischfresser lehnt sie rigoros ab und argumentiert dabei so geschickt, dass einem die Antworten schwer fallen. Ihm bleibt eigentlich nur ein Grund für seinen Fleischkonsum. „Weil es schmeckt.“ Den Schweinebraten lässt er sich nicht nehmen. Während des Gesprächs spielt ebenfalls die Tatsache eine Rolle, dass sie als Behinderte im Rollstuhl sitzt, was ihn zunächst völlig irritiert. Man findet eine gemeinsame Lösung, trotz aller Unterschiede. Fall zwei spielt in einer Consulting-Firma, im Büro des Chefs, der die Bezeichnung Tyrann locker verdient. Mit gemeinen Fragen, perfiden Methoden und scheinbaren Höflichkeiten trieb er sogar einen Mitarbeiter in den Suizid, andere zur Verzweiflung. Shotty betritt eine Parallelwelt und ist entsetzt, wo er da hinein geraten ist. Die Fachsprache ist für ihn wie Chinesisch, aber er lernt schnell und begreift, dass er handeln muss, erst recht, als er selbst schlimme Erniedrigungen des Chefs erfährt. Rache ist süß und aus dem wortgewandten Tyrannen wird ein kleines Tierchen. Der dritte Teil ist genauso realistisch. Er spielt im rechtsradikalen Milieu. Angeblich war es ein Unfall und die Polizei soll auch da gewesen sein. Shotty hat da so seine Zweifel und ist entsetzt über die Nazi-Devotionalien, die wie auf einem Altar mit der Hakenkreuzfahne dahinter aufgereiht sind. Der Neonazi (Jens Hajek) und sein Gehilfe Hannes (Slim Weidenfeld) können zwar wortgewandt-demagogisch oder mittels Gewaltandrohung auftreten, aber Shotty hat einen guten Plan, ihre Nazi-Schätze der Entsorgung zuzuführen. Es sind drei Situationen, die so oder so ähnlich auftreten könnten. Die Autorin Mizzy Meyer hat sie mit feinem Humor versehen. Die Bühnenfassung überzeugt auf ganzer Linie in den Dialogen. Da prallen stets Gegensätze aufeinander, die allerdings nie eskalieren. Shotty agiert sehr geschickt, fügt sich scheinbar seiner Demütigung, um daraus eine gerechte Lösung zu entwickeln. Laufzeit: 2. Mai bis 2. Juni 2024 theater-im-rathaus.de |
Komödie 'Der Tatortreiniger' im Theater im Rathaus in Essen, Foto: Theater im Rathaus nächstes Foto |