Insgesamt 81.000 Fachbesucher aus den In- und Ausland zählte die „EuroShop“ 2023 in Düsseldorf. 1.830 Aussteller aus 55 Ländern nahmen teil. Viele zeigte sich zufrieden mit den Kontakten, die man hier knüpfen konnte.
507 deutsche Firmen, aber auch 200 Aussteller aus China, 190 aus Italien und 132 aus der Türkei waren unter den Anbietern. An die Ausstellerzahlen von 2020, etwa 2.300, kam man nach der Pandemie nicht heran. Aus 125.000 qm wurden 103.000 qm Ausstellungsfläche. Man kann aber von einem guten Ergebnis sprechen. Kritikpunkte von Seiten der Firmen waren die hohen Standgebühren. Einige hatten ihre Stände erheblich reduziert, viele kleine Firmen blieben ganz zuhause. Auch die teuren Besuchertickets stießen auf Kritik.
Trotz allem war es eine sehr sehenswerte Messe, für die nicht einmal zwei Tage genügten. Das Angebot war eine einzige Reizüberflutung. Die Angebotsbreite stimmte. Sie war allerdings spürbar anders aufgestellt, als noch vor drei Jahren. War es 2020 noch der klassische Ladenbau, der das Bild bestimmte, so kam man nun wesentlich technischer und digitaler daher. Ein alt ehrwürdiger Aussteller war die Glashütte Lamberts, die seit 1906 existiert. Ihre bewundernswerte Glaskunst findet man im Weißen Haus in Washington, im Big Ben und in der Westminster Abbey in London, in der Frauenkirche Dresden, im Richter-Fenster im Kölner Dom, im Mainzer Dom, in der Elbphilharmonie in Hamburg oder in der Sagrada Familia in Barcelona. Der klassische Ladenbau ist trotz aller neuen Trends noch immer präsent. „Fotoboden + Joka“ bedrucken Vinyl auf einer Breite von über 2 m mit Wunschmotiven. Ungefähr 56,- Euro kostet der Quadratmeter. Bei Kartes wird der gehobene Durchschnitt des Ladenbaus gelebt, nicht zu edel und doch schick. Starbucks, Cerutti, Armani, Stella McCartney, Scetchers oder Nike zählen zu den Kunden. Klassischer Ladenbau kommt ebenfalls von von Bohnacker. Schick wird es bei CIAM, italienisches Ladendesign für Lebensmittel wie Wein oder Schokolade, edles Design, etwas Retro mit modernen Elementen. Best Mannequins präsentierten komplett recyclebare Puppen aus Pappe oder Kunststoff und obendrein einen sehr schönen Stand. Kleiderbügel ist nicht Kleiderbügel. Bei Mawa gibt es Kleiderbügel mit Anti-Rutsch-Funktion, für jedes Kleidungsstück und jede Größe unterschiedlich. Recycling-Materialien sind stark im Kommen. Bei der weltweit agierenden Firma arneg fand man eine raffinierte Selbstbedienungsbacktheke mit praktischen Anwendungen und gutem Design. Handschuhe statt Zangen heißt hier das Motto für die Kunden. Der Award für den besten kleinen Messestand ging an das Büro design4retail aus England, innen weiß und von jeder Blickrichtung außen verschieden. Die Firma umdasch konnte mit einem sehr kreativen Stand punkten. Man kombiniert Ladenbau mit Metaverse, Innenausbau, digitalen Angeboten, eigenen Regallösungen, Mitmach- und interaktiven Angeboten sowie Refill-Stationen für Waschmittel. Mehrweg für Lebensmittel ist noch ein schwieriges Thema, der Hygiene wegen und auch rechtlich. Wer haftet, wenn er Kunde die Mehrwegbox nicht ordentlich reinigt und anschließend erkrankt? Da gibt es noch keine Lösung. Die politischen Entscheider denken diesbezüglich noch viel zu kurz. Der Nachwuchs war ebenfalls vor Ort. Die Fachschule für Werbegestaltung aus Stuttgart präsentierte einen Parcours aus vier Räumen und mit vier Sinnen: Tasten, Riechen, Hören und Sehen. Es war ein Renner bei den BesucherInnen, klasse konzipiert. Ziel war es, die Sinne für den Einkauf zu schärfen. Ganz anders die Hochschule Düsseldorf. KI-generierte Bilder mit vier Stichworten als Vorgabe wurden beispielhaft gezeigt. Ersetzt die KI den menschlichen Gestalter oder Künstler? Wird die KI auch für negative Entwicklungen genutzt? Schwierige Zukunftsfragen. Ein spannendes Kartenspiel mit Aspekten aktueller Fragen konnte man mitnehmen. Beim Thema Kühltechnik spielte die Frage der Energieeinsparung ein zentrale Rolle. ISA hat automatische, berührungslose, Türen für TK-Schränke entwickelt. Einige setzen Ozon gegen Bakterien ein, zur Vermeidung von Verderb. Die Firma compact Kältetechnik produziert Kälteanlagen für Supermärkte, mit Kohlendioxid als Kältemittel. Rund 50.000 Euro, plus Verlegung der Rohre, kostet so eine Anlege pro Supermarkt. Bei WiHA nutzt man Isolierglas, das 30-40% Energieersparnis bringt. Bei Schott, Marktführer der Branche, stellte man ein neues Inseldesign für Märkte vor. Angeschrägte, niedrige TK-Schränke mit Schiebetüren, die sich im geschlossenen Zustand nicht überschneiden sind in der Entwicklung. Kein Bücken für Produkte in tiefen Truhen ist mehr nötig. Sie sind besser Isoliert, haben eine edlere Optik und bieten mehr Stauraum. Ein neuer TK-Schrank von Schott besitzt abgebremste Türen, auf Wunsch auch Hybridtüren (Acryl und Glas), um möglich die Bruchqoute zu reduzieren. Eine ganz neue und spannende Innovation stellte Marco Prüglmeyer, CEO von Noyes Technologie, vor. Er war 22 Jahre Ingenieur bei BMW. Gemeinsam mit Vissmann (Klimatechnik) präsentierte er ein modulares Lager aus Robotern und kühlfähigen Kisten auf stark komprimiertem Raum. Das spart Platz und Mitarbeiter. Nur die Kisten werden gekühlt, nicht der Raum, was 80-90% Energieeinsparung ausmacht, ideal für Chemie, Autoindustrie oder Lebensmittel. Sieben Stunden Kühlzeit sind möglich. Einmal pro Tag sollte man den Kühlakku einfach auswechseln und laden. Die Wartung ist ebenso einfach, nur einen Roboter austauschen. Der Erfolg ist hier vorprogrammiert. Eine Idee für dezentrale Hubs mit Gastronomie in Städten, inkl. Lieferung per Roboter oder Selbstabholung, ist ebenfalls angedacht. Man denkt hier sehr innovativ. Wenn man am Ende der Messe die wachsenden Müllberge der Aussteller gesehen hat, so hätte man bei der Firma Strautmann sicher helfen können. Ihre Müllpressen sind für den Einzelhandel konzipiert. PET, Dosen, Kartonagen (bis 70 Tonnen pro Fläche) oder Styropor (um 98% Volumen komprimiert) lassen sich im Volumen deutlich reduzieren. Laufzeit: 26. Februar bis 2. März 2023 Bericht Teil 1 Bericht Teil 2 www.euroshop.de |