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Ausstellung 'Jüngste Zeiten. Archäologie der Moderne an Rhein und Ruhr' im Ruhr Museum in Essen
In der spannenden Sonderausstellung „Jüngste Zeiten. Archäologie der Moderne an Rhein und Ruhr“ blickt das Ruhr Museum in Essen mit gut 81 Gruppenexponaten in die Geschichte der letzten rund 250 Jahre.

Beim Thema Archäologie denkt man gleich an römische Amphoren, keltische Gräber oder diverse Fundstücke aus einer uns sehr fernen Zeit. Die Archäologie der Moderne ist hingegen wesentlich griffiger. Ihre Fundstücke sind uns vertraut. Die Epoche der letzten 250 Jahre war geprägt durch ein starkes Bevölkerungswachstum. Die Industrie nahm sich ihren Raum. Bauliche Veränderungen gingen seither immer schneller voran. Insbesondere der Zweite Weltkrieg hat Trümmerberge im Erdreich hinterlassen, genau wie die Industrieansiedlungen, deren Schichten heute bis zu zehn Meter betragen. Hinzu kam der Müll der Privatleute durch immer mehr Einwegverpackungen. Das Erdreich wurde so zu einem zeitgeschichtlichem Archiv mit Objekten zur Industriegeschichte, zur technischen Entwicklung, zu kriegerischen Ereignissen oder privaten Schicksalen. Alle Exponate beruhen auf Notgrabungen, die durch Baustellen oder Tagebaue ausgelöst wurden. Die Ausstellung konzentriert sich regional auf Essen, das Ruhrgebiet und das Rheinland.

Im Gegensatz zu wesentlich älteren Funden haben diese Exponate oftmals eine Geschichte. Man weiß anhand der Motorennummer, wer im abgestürzten Bomber saß. Es war ein Australier, der ohne Fallschirm aus dem Flugzeug geschleudert wurde, sich an einem Kameraden mit Fallschirm in der Luft festklammerte und so den Abschuss überlebte. Das geschmolzene Glas stammt aus der Essener Synagoge, zerstört in der Reichsprogromnacht. An historischen Glühbirnen lässt sich der damals rasch gestiegene Energiebedarf ablesen. Nach der Kapitulation warfen Soldaten ihre Gewehre z.B. in die Ruhr. Man findet frühe Schlacke oder Tiegel der Kruppschen Gussstahlfabrik. Eine Reiseschreibmaschine wurde im Zweiten Weltkrieg völlig deformiert. Wo sich einst eine Gaststätte befand, da findet man Geld oder Bierflaschen sowie Reste von Krügen im Boden. Französische Besatzer haben ebenso ihre Spuren im Boden hinterlassen. Es sind aber auch überraschende Funde in Bunkern, die aufhorchen lassen. Lange ging man davon aus, dass Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs bei Luftalarm nicht in die Bunker durften. Ein sehr wichtiges Exponat beweist das Gegenteil. Eines der größten Exponate ist eine ehemalige Luftmine mit damals einer Tonne Sprengstoff. Ganz harmlos wirken dagegen leere Tintenfässchen, alte Cola-Flaschen oder Bierflaschenverschlüsse. Die thematische Spanne der Exponate ist sehr vielfältig.

Es ist eine schöne Ausstellung auf der Galerieebene, die den Begriff Archäologie mal ganz anders fasst. Hier arbeiten Archäologen und Historiker Hand in Hand. Es gibt keinen festgelegten Rundweg. Jeder kann frei die Reihenfolge der Objekte selbst wählen. Fotos ergänzen die Thematiken auf digitalen Bildschirmen.

Es gibt ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Vorträgen und Exkursionen. Das Buch zur Ausstellung ist im Nünnerich-Asmus Verlag erschienen.

Laufzeit: 25. September 2023 bis 7. April 2024

ruhrmuseum.de