Mit „Wonderboom“ präsentierte der Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim an der Ruhr eine Tanzperformance, die die BesucherInnen mit auf Abrissparty während des Weltuntergangs mitnahm. Die Choreografin Julia Riera sowie die Theater- und Radioregisseurin Philine Velhagen haben die Idee zweier Weltraumsonden aufgegriffen, die Geräuschwelt der Menschheit ins All zu schießen, um dort auf unser Leben auf der Erde hinzuweisen. Die Szenerie ist folgende. Leider ist die Welt gerade dabei unter zu gehen. Ein mächtiger Himmelskörper hat unseren Planeten getroffen und fast alles Leben ausgelöscht. Nur vier Menschen sind noch am Leben. Zumindest sind nicht mehr bekannt. Diese Apokalypse muss genutzt werden, zunächst mit einer wilden Party und guten Rhythmen, dem Ende so nahe, so energetisch und lebensfroh und doch so düster. Im Anschluss beginnt der Ernst der letzten Lebensphase auf Erden. Was soll man eventuellen Wesen im Weltalls als Teil der Menschheit vermitteln? Wie klingt eigentlich Tanz? Mit Mikrofonen nehmen sie typische Geräusche auf. Wasser fließt in ein Glas. Eine Chipstüte knistert. Sie atmen oder nehmen ihren Herzschlag auf. Tischtennisbälle und Steine fallen auf den Boden. Es kann jedoch nur eine subjektive Auswahl sein, die sie für eine Zukunft fern der Erde akustisch archivieren. Die Erinnerungen werden auch als Text formuliert. Erinnerungen können so verschieden sein wie das Leben jedes Einzelnen. Auf der Bühne sind verschiedene, mobile Bluetooth-Boxen verteilt. Sie dienen als Lautsprecher und Tanzrequisit, denn die Geräusche versuchen die Akteure auf ihre Art tänzerisch zu interpretieren. Es entsteht so eine echte Kollage aus Alltagsgeräuschen, Erinnerungen aus längst vergessenen Tagen auf der Erde, die auch humorvolle Momente hat. Tänzerisch ist eher eine sehr spannende Anarchie die am Ende ins dunkle Nichts führt. Alle Spuren des Menschen auf der Erde sind verwischt. Der letzten Atemzug vergeht. Dystopia hat gesiegt. Datum: 25. April 2024 www.ringlokschuppen.ruhr

Tanzperformance 'Wonderboom' im Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim an der Ruhr, Foto: Julia Franken nächstes Foto