Zu Gast auf seiner Heimatbühne im Schauspielhaus präsentierte Frank Goosen sein neues Programm „Drei Ecken ein Elfer!“, ein Spezial zur Einstimmung auf die EM 2024. Mehr gute unterhaltsame Anekdoten und Pott-Feeling gehen an einem so gelungenen Abend wirklich nicht. Frank Goosen ist Kult, beinahe egal welches Thema er anpackt. Besonders authentisch kann er zum Thema Fußball Auskunft geben. Ein eingefleischter Fan des VfL Bochum hat so manche Geschichten erlebt, während seine Frau mit dem runden Leder so gar nichts anfangen kann, was ihm ganz lieb ist. So stellte er sein neues Programm als Premiere im Heimatsektor vor. Hier kann er sich auf die vollzählige Anwesenheit seines Publikums im Saal verlassen, hier wird er abgöttisch geliebt. Man hängt an seinen Lippen. Man war gespannt. Das Licht im Saal ging aus. Goosen betrat als Schatten die Bühne und machte aus gegebenem Anlass den Trapattoni. Seine damalige Brandrede ist unvergessen. Die Kritik an den Bayern-Stars ist heute nicht weniger aktuell. Irgendwie „Flasche leer“! Goosen fand dabei auch den Blick auf die Gegenwart, behielt den Italo-Slang bei und erwähnte auch mal den Begriff Leverkusen. Auch allgemein bekamen die heutigen Profis und Funktionäre ihr Fett weg. Es war die Rede von Kapitalismus, Tattoos auf diversen Körperteilen oder von gestylten Frisuren von eingeflogenen Star-Friseuren aus Frankreich. Der übertriebene Personenkult ist genügend Stoff für Häme und Lächerlichkeit. Trotzdem bleibt der eingefleischte Fan genau das, weil er nicht lassen kann, Fan eben. Es war eine höchst vergnügliche Reise durch das Fußball-Revier rund um Bochum, Dortmund und Schalke. Im Pott hält man zusammen, egal wie man aussieht oder wie reich oder arm man ist, aber beim Fußball gönnt man den anderen nichts. Die Rivalität sorgt nicht auf der Bühne für beste Unterhaltung. Natürlich ging es bei ihm in der Hauptsache um seinen VfL, beim Auswärtsspiel auf Schalke, zuhause gegen Aue oder knackige Sprüche im Stadion, die er gerne mal in sein Programm einbaut. So klingt der Pott, ehrlich und direkt. Da kennt man seinen Sitznachbarn im Stadion oder in Einzelfällen eben auch nicht. Frank Goosen spielte nie in einem Fußballverein, nur mit Schulkollegen auf öffentlichen Sportplätzen, als Hobby. Trotzdem erinnerte er sich an seine Lieblingstore, die wenig ästhetisch, aber selbstgemacht waren. Da darf der Torwart einen beim Abschlag auch mal anschließen. Tor ist Tor. Trikots spielten damals gar keine Rolle. Heute regt sich die Öffentlichkeit über pinke Nationalmannschaftstrikots auf, dabei spielte Magath beim HSV und Messi heute noch in Pink. Das bunte Faber-Trikot des VfL Bochum ist heute Kult. Damals trugen die Fußball-Stars noch lange Haare, tranken gerne mal vor dem Spiel Alkohol, rauchten und Günther Netzer betrieb sogar eine Disco. Das waren noch Zeiten und Idole. Heute haben Ernährungsberater und Rhetoriktrainer das Sagen. Erfahrungen mit großen Turnieren hat er reichlich. Über zehn Umwege bekam er 2006 ganz kurzfristig zwei Karten für das Halbfinale der Deutschen gegen Italien, für 400,- Euro das Stück. Vom Spiel Ghana gegen die Schweiz durfte er für den Kicker berichten, um anschließend der Feier der Spieler aus Ghana im Hotel beizuwohnen. Seine erste EM erlebte er 1972 mit sechs Jahren, allerdings mit wenigen Erinnerungen. Die EM 1992 ist ihm heute noch sehr bewusst. Die Dänen kamen kurzfristig als Nachrücker ins Turnier und wurden mit ihrer lockeren Herangehensweise Europameister, im Finale gegen den Weltmeister Deutschland. Selbst war er auch mal Trainer einer Jugendmannschaft in Bochum. Es war eine wahre Europatruppe aus vielen Nationalitäten mit stets einem flotten Spruch auf den Lippen. Dabei lernt man Schlagfertigkeit und Leidensfähigkeit, die man als VfL-Fan sowieso braucht. Es war mal wieder ein klasse Abend mit Frank Goosen in seinem Lieblingstheater. Alte und neue Nummern waren zu erleben. Auf eine nähere Betrachtung der EM 2024 wartete man aber vergeblich. Die wunderbaren Anekdoten der Vergangenheit sind einfach spannender als der abgehobene Profizirkus der Gegenwart. Wer wird Europameister? Auch Frank Goosen hat keine Glaskugel, also spricht man besser erst gar nicht drüber. Am Ende schickte er die Gäste im vollbesetzten Schauspielhaus in den verdienten Feierabend. Auch er hatte seinen Spaß an diesem Abend und hofft, dass sein VfL nicht zukünftig gegen Elversberg anzutreten hat. Im Dezember ist er wieder an gleicher Stelle zu erleben, erst mit seinem „Krippenblues“ und dann sogar an Silvester. Sollte man sich vormerken. Datum: 15. April 2024 www.schauspielhausbochum.de frankgoosen.de |
Lesung 'Drei Ecken ein Elfer!' mit Frank Goosen im Schauspielhaus Bochum, Foto: Jehle nächstes Foto |