Das Theater im Rathaus lädt ein zu einer vergnüglichen Komödie „Vollversammlung im Neurosengarten“, eine deutschsprachige Erstaufführung von Woody Allen. Regie führte Katarina Schmidt. New York, ein schickes Appartement in zart violett und pink, das ist der Ort des Geschehens. Sheila (Aline Hochscheid) und Jack (Ralf Stech) haben sich Gäste eingeladen. Ihre Schwester Fay (Bianca Spiegel), die mit so gar keinem Mann glücklich wird und sich doch Kinder wünscht, soll mit Richard (Markus Angenvorth) verkuppelt werden. Ihr Ex ist mit ihrer besten Freundin durchgebrannt. Doch mitten hinein platzt Boots (Dorkas Kiefer), die Ex von Jack, die jeden Typen erobert, den sie haben möchte, eine wahre Nymphomanin. Das angebliche Leiden ist ihr Aufmerksamkeitsfaktor. Auch Jack erzählt noch gerne von ihr, hat sie noch nicht vergessen, obwohl er nun mit Sheila verheiratet ist. Es ist der typisch amerikanische Smalltalk, der Versuch der glatten und oberflächlichen Kommunikation, der aber regelmäßig scheitert. Wahrheiten werden direkt ins Gesicht gesagt, unglückliche Formulierungen führen zu Missverständnissen. Oft sind es Nettigkeiten mit jeder Menge Wahrheitsgehalt. Gewisse Geschichten kristallisieren sich dabei heraus, ein schöner Schein für die falsche Persönlichkeit. Profilierender Talk über Literatur, Oper und Philosophie, alles wirkt gerne aufgesetzt für das persönliche Upgrade, obwohl jeder hat seine eigenen Neurosen hat. So ein Date ist nicht einfach. Was sagt man nur? Den beiden ungeschickten Vertretern kann man eher ein verspanntes Verkuppeln anmerken, ein eckiger Smalltalk. Es ist ein Date Zweier, die beide unzufrieden mit sich sind. Sie hat sich einen Golden Retriever als Partnerersatz zugelegt, der beste Freund des Menschen. Der geht ihr nicht fremd. Richard hat seinen Fokus dagegen anders ausgerichtet. Egal ob bei musikalischer Untermalung durch „Strangers in the night“ oder „Everybody love somebody“, so richtig glüht die Glut der Liebe nicht, denn mit dem Erscheinen von Boots kommt Stimmung auf. Nach der Pause wird es emotional, man kommt zur Sache. Wo fällt die Liebe hin? Es sind gute Dialoge, eher amerikanisch geprägt, nach dem Ursprung des Stücks. Was ist Wahrheit oder Lüge? Es ist eine gute Besetzung, insbesondere Dorkas Kiefer, die von ihrer Paraderolle als erotische Rampensau, natürlich im engen, roten Kleid, profitiert. Man harmoniert schauspielerisch auf der Bühne. Wo die Liebe hinfällt! Woody Allan würde die runde Inszenierung gefallen. Datum: 18. September 2025 (Premiere) theater-im-rathaus.de

Komödie 'Vollversammlung im Neurosengarten' im Theater im Rathaus in Essen, Foto: Theater im Rathaus nächstes Foto