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Mit dem Stück „Sankt Falstaff“, frei nach Shakespeare, behandelt das Theater Oberhausen sehr aktuell die politisch-rassistischen Entwicklungen im Lande. Die inhaltliche Intension passt durchaus, allerdings fällt der Abend szenisch teilweise und sprachlich komplett durch. Es ist wirklich sehr frei nach William Shakespeare inszeniert. Er, würde er heute noch leben, hätte den Raum wohl in der Pause verlassen, wie knapp 20% der Besucher bei der Premiere, was absolut nachvollziehbar und zu erwarten war. Worum geht es grob? Die althergebrachten, demokratischen Parteien köcheln seit vielen Jahren im eigenen Sud, schieben sich die gut dotierten Pöstchen zu und verharren oft tatenlos, wenn Veränderungen oder Reformen notwendig wären. Sie vergessen oft auf inkompetente Art und Weise Themen wie Wirtschaft, Kultur, Soziales, Bildung oder die Integration der für uns wichtigen Migranten für den Arbeitsmarkt. Konzepte sind oft nicht durchdacht. Sie nehmen sich oft nur selber wichtig, vernachlässigen dabei die Bürger. Die Folge sehen wir aktuell. Das Vertrauen ist dahin. Protestwähler wenden sich antidemokratischen Parteien zu, die überhaupt keine ernsthaften Lösungen parat haben, nur für viele als die einzige Alternative zum Versagen der alteingesessenen Parteien angesehen werden. Die Lage im Land ist angespannt. Hier beginnt der Stoff. Der alte Machthaber schwächelt. Die Unzufriedenheit der Bürger nimmt zu. Da setzen sich die Faschisten von rechts in Szene, wollen mit Geduld eines Tages die Macht in Händen halten. Demokratische Köpfe setzen sich dagegen zur Wehr, werden verbal emotional, wie auch die rechtsgesinnten Vertreter. An diesem Punkt driftet dieser Abend ins qualitativ Unterirdische ab. Die hochtrabende, alte Sprache Shakespeares wird modern getüncht und regelmäßig mit derber Fäkalsprache gemixt, eine sehr seltsame Mixtur. Beispiele gefällig? Wichser, Arschloch, Pisser, Leck mit am Arsch, Drecksau, Fuck, Fick dich, Fotze oder Scheiße gehören in dieser unsäglichen Masse nicht auf eine Bühne! Man lässt nichts aus, vieles ist sehr emotional, unflätig und niveaulos, einfach unterirdisch schlecht. Man zählt schon nicht mehr, wie oft die Begriffe „Fuck“ oder „Scheiße“ an diesem über drei Stunden langen Abend fallen. Es muss leider auch so direkt und schockierend erwähnt werden. Regisseur Niko Elftheriadis hat null Gespür für Sprachästhetik bewiesen. Dazu kommen viele metaphorische Elemente im historischen Text, die nicht selten schwere Kost sind. Irgendwann schaltet man ab oder wünscht sich das Ende herbei. Wo ist die Tür? Selbst szenisch ist der Abend nicht immer wirklich passend. Man erlebt oft Kinoatmosphäre statt echter Darstellungen auf der Bühne. Videokameras sind mittlerweile schön klein und qualitativ ziemlich gut, aber muss man den Einsatz der filmischen Elemente so sehr strapazieren? Man möchte im Theater die Schauspieler auf der Bühne sehen, keine so häufig genutzte Kinoleinwand mit Szenen auf der Unterbühne. Nackte Tatsachen dürfen an einem solchen Abend auch nicht fehlen. Die Unterdrückung Verfolgter kann man auch anders darstellen, nicht unbedingt splitternackt. Ein minutenlanger Monolog mit baumelndem Gemächt bei Daniel Rothaug und später auch mit Jens Schnarre ist nicht wirklich ansehnlich, irritiert gewaltig. Gute Bühnenästhetik sieht anders aus. Hier ist optische Effekthascherei offenbar wichtiger als Textinhalte oder vernünftige Dialoge, bzw. Monologe. Was bleibt positiv von diesem Abend übrig? Die SchauspielerInnen haben wirklich alles gegeben, was ihre Möglichkeiten zuließen. Der Text ist sehr wortgewaltig, schwierig und lang. An ihnen lag es sicher nicht. Der Regisseur hat es richtig gründlich verbockt. Auch der Soundtrack (Siri Thiermann) kann durchaus überzeugen. Zudem beweist die Raumbühne auf der Bühne, dass sie durchaus ein großes und spannendes Potential hat, keine Notlösung durch die aktuellen Bauarbeiten im Haus ist. Das Bühnenbild von Heike Mondschein ist überwiegend ansprechend gestaltet. Ihre Kostüme wirken hingegen teilweise unpassend, peinlich auf Krawall und Effekthascherei gebürstet. Fazit! Auch ein so angesehenes und sehr gut geführtes Haus, wie das Theater Oberhausen, kann mal so richtig appetitlich in die Klospülung greifen. Es ist kein Abend zum Vergessen, sondern zum besser machen. Datum: 24. Oktober 2025 theater-oberhausen.de |
Schauspiel 'Sankt Falstaff' im Theater Oberhausen, Foto: Birgit Hupfeld![]() nächstes Foto |
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