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Abschiedsgala 'Mach's gut, Michael!' für Generalintendant Michael Schulz am MiR
Das Musiktheater im Revier (MiR) in Gelsenkirchen verabschiedete seinen Generalintendanten Michael Schulz nach 17 Jahren an seine neue Wirkungsstätte, nach Saarbrücken. Die Mitarbeiter bereiteten ihm einen sehr schönen Abend mit vielen Überraschungen.

Wenn ein Intendant nach 17 Jahren seine Koffer packt und alle es bedauern, dann hat er sehr viel richtig gemacht. Michael Schulz war jemand, der immer ein Ohr für seine Mitarbeiter hatte, immer eine offene Tür. Er war sehr engagiert, sprühte vor Ideen. Das MiR führte als erstes eine Audiodiskreption für Sehbehinderte ein. Ebenso hatte man als erstes Musiktheater in Deutschland eine eigene Puppentheater-Sparte, ein Herzensprojekt des Chefs. Über 250 Inszenierungen gab es in 17 Jahren zu erleben, darunter viele außergewöhnliche Stoffe. Ein Wagner-Fan war Schulz noch nie. Benjamin Britton hatte es ihm angetan, überhaupt, die Komponisten des 20. Jahrhunderts. Mozart oder Verdi durften gerne andere Häuser präsentieren. Er dachte quer. 111 Jahre Schalke 04 wurden mit einem modernen Oratorium gefeiert. Warum nicht mal eine Steam-Punk-Oper oder die U-Sparte einführen? Das Showformat „Fifty-Fifty“, mit vier klassischen SängerInnen und Hits fern der Klassik konzipiert, kam ausgezeichnet an. Seine Film-Konzerte mit der neuen Philharmonie Westfalen und seiner Moderation waren ebenfalls ein Renner. Es musste nicht immer Klassik sein, aber auf seinen J.S. Bach liebte er privat doch sehr. Seine letzten Projekte war das MiR-Lab, in dem neue Theaterformate entwickelt werden sowie das erfolgreiche Opernstudio für junge NachwuchssängerInnen. Immer musste er dabei mit knappen Kassen auskommen.

Nach einer so erfolgreichen Amtszeit ließen es sich die Mitarbeiter nicht lumpen, um einen Abschiedsabend mit der Neuen Philharmonie Westfalen, dem Gesangsensemble dem Opernchor und dem guten Moderator Carsten Kirchmeier zu planen. Es gab Bach mit drei Flügeln und Jaques Offenbachs „Can-Can“ achthändig auf auf einem Flügel zu erleben! Wer kann, der kann. Die MiR Dance Company zeigte Ausschnitte aus „Blaubart 2.0“. und das Gesangsensemble trat geschlossen auf. Selbst der Steam-Punk, zwei Songs aus „Fifty-Fifty“ und das Schalke-Oratorium wurden musikalisch in Erinnerung gebracht. Alle waren sie da, Rasmus Baumann und Guiliano Betta am Dirigentenpult, Chordirektor Alexander Eberle oder Tanzchef Guiseppe Spota. OB Karin Welke und Geschäftsführer Tobias Werner huldigten Michael Schulz mit kurzen Worten, ganz ohne Pathos, sprachen von Verlässlichkeit, Wehmut und Dankbarkeit.

Die Puppentheater-Sparte war besonders pfiffig. Sie drehte einen Film, mit Michael Schulz in der Hauptrolle. Dafür bauten sie eigens eine Puppe mit seinem Antlitz, inklusive seiner geliebten beigen Cordhose. Michael im Telefonchaos am Schreibtisch, unterwegs im Haus und auf einem Bobbycar. Sie kannten ihn gut. Ohne seine Vorzimmerdame Nicole wäre er manches Mal aufgeschmissen gewesen. Es war ein schöner und humorvoller Blick hinter die Alltagskulissen.

Wenn jemand so sehr geehrt wird, gibt es auch Geschenke. Die Puppenspieler überreichten ihm seine Puppe. Die findet vielleicht in seinem neuen Büro in Saarbrücken einen Platz. Außerdem hatte man sich im Haus die große Mühe gemacht, eine 214 Seiten starke Festschrift zu erstellen. Darin findet man Anekdoten zahlreicher Weggefährten, wichtige Meilensteine, alle Sparten des Hauses, alle Spielzeiten mit ihren Inszenierungen, zahlreiche Fotos, ein Interview mit ihm und alle Namen von Beteiligten aus 17 Jahren. Die Festschrift wurde im Foyer an jeden Gast kostenfrei verteilt, eine schöne Erinnerung. Großen Respekt für die viele Arbeit.

Ein Michael Schulz geht aber nicht einfach so. Auch er hatte etwas vorbereitet. Mit Rasmus Baumann am Klavier, den er weit mehr als 20 Jahre kennt, hat er eine eigene Oper komponiert, die das Opern-Genre mal ehrlich und schonungslos auf die Spitze treibt. Ja, so ähnlich ist es wirklich. Man schreitet erwartungsvoll ins Haus, liest das Programmheft, trinkt einen Wein, hört auf der Bühne schwer verständliche Stimmen in teils kaum aussprechbaren Sprachen, schaut sich seltsame Geschichten an, isst dann in der Pause eine Currywurst im Foyer, lästert dabei über das Orchester oder den Sänger, um abschließend zu applaudieren. Ja, die Rituale der Oper! Opernmacher und ihr Publikum sind schon seltsame Vögel. Michael Schulz brachte es herrlich humorvoll und selbstironisch auf den Punkt.

Ein paar Sätze zu sich selbst und seiner Amtszeit mussten sein. Nein, nicht das leckere, französische Essen waren der Hauptgrund für seinen Wechsel nach Saarbrücken. Er liebt die Herausforderung und leitet demnächst ein 5-Sparten-Haus für ein ganzes Bundesland. Michael Schulz hätte noch viel länger reden können, so kennt man ihn. Intendanten sind wohl immer geborene Rampensäue und Unterhalter, wie er selbst anmerkte. Er war es immer in einer sehr angenehmen Art und Weise. Die Premierenfeiern mit seiner netten, eloquenten Moderation, unter den wunderschönen Yves-Klein-Wandreliefs, ließ man sich selten entgehen. Saarbrücken darf sich auf ihn freuen.

Es war insgesamt ein wunderschöner Abschiedsabend für alle Anwesenden im bis auf den letzten Platz ausverkauften MiR. Wer keine Karte mehr bekam oder sonst wie verhindert war, der hat wirklich was verpasst. Das Haus war an diesem Abend räumlich zu klein. Aus geplanten knackigen 90 Minuten wurden schließlich stolze 170 Minuten, eine würdige Huldigung für einen ganz besonderen Menschen, ohne jeden Anflug von künstlichem Opernpathos. Man war schließlich in Gelsenkirchen und da klingt so ein Abschied mit einem zünftigen Grillfest, Bierchen und Gesprächen auf dem Vorplatz für alle Anwesenden aus.

Datum: 13. Juli 2025

musiktheater-im-revier.de

Abschiedsgala 'Mach's gut, Michael!' für Generalintendant Michael Schulz am MiR, OB Karin Welke, Foto: Reinhold Krossa

Abschiedsgala 'Mach's gut, Michael!' für Generalintendant Michael Schulz am MiR

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